Noch ein Geschichts-Blog?

Von Rachel Huber

Das Historikerinnennetzwerk Schweiz möchte Historikerinnen* vernetzen und sichtbar machen. Eine Plattform dafür ist unser Blog, auf dem Historikerinnen* aus allen Bereichen über ihre Arbeit berichten, ihre Meinung kundtun oder wissenschaftliche Debatten anstossen können.

Wie soll ein Blog aussehen, der die Grundsätze geschichtswissenschaftlichen Arbeitens einhalten muss und gleichzeitig auch für ein nicht-akademisches Publikum attraktiv sein möchte? Wie kann dieser Blog die Arbeit von Historikerinnen*, die innerhalb und ausserhalb der Akademie arbeiten, sichtbar machen, ohne in der Vielzahl von bereits existierenden geschichtswissenschaftlichen Blogs unterzugehen?

In diesem ersten Blogeintrag auf der neuen Website des Historikerinnennetzwerkes Schweiz möchten wir darüber reflektieren, was dieser Blog sein möchte und was nicht. Und wir wagen einen Ausblick in die Themenvielfalt, die man künftig hier antreffen wird.

Ein Blog von Historikerinnen*

Wir hoffen, mit unserem Blog die Bandbreite an Historikerinnen* in den verschiedenen beruflichen Zusammenhängen in der Schweiz anzusprechen: diese vielen Frauen*, die in Archiven und Bibliotheken, an Unis, selbstständig, ehrenamtlich, in Museen, als Lehrerinnen*, als Autorinnen*, in der Politik, in der Privatwirtschaft und anderswo arbeiten oder noch Geschichte studieren.

Erfahrungsberichte

Damit unser Blog für alle attraktiv ist, möchten wir hier nicht nur wissenschaftliche Texte mit ihrer oft komplizierten und für Aussenstehende schwer verständlichen Sprache publizieren. Wir möchten auch Erfahrungsberichte von Frauen veröffentlichen, die Geschichte studiert haben und nun ausserhalb der Universität arbeiten. Sie erzählen, welche Vorteile (oder – unwahrscheinlich! – Nachteile) ein Geschichtsstudium für Tätigkeiten in der Privatwirtschaft oder in der Politik bringt:

Wie ist es eigentlich, als promovierte Philosophin einen historischen Roman zu schreiben? Wie geht man vor, wenn man als Mutter eine globalhistorische Dissertation schreibt in Europa und den USA (glücklicherweise prä-Corona) Quellen konsultieren muss, aber nur wenig Zeit hat? Was bedeutet es, als Frau über ein Thema zu schreiben, das die letzten 100 Jahre von Männern dominiert wurde und in der Folge von Männern angefeindet zu werden?

Auch wollen wir mutig etablierte Prozesse an Universitäten infragestellen, welche wir als überholt erachten und welche insbesondere das Fortkommen von Frauen behindern. Gleichzeitig werden wir im Blog mit Tipps und Tricks aufwarten, wie man als Frau besser in Academia und anderswo vorankommt.

Wissenschaftliche Debatten

Wir möchten aber auch geschichtswissenschaftliche Debatten anstossen, indem wir wissenschaftliche Texte publizieren. Dann darf der Blog auch klassisch geschichtswissenschaftlich daherkommen.

Metaebenen

Aber auch Metaebenen, respektive die Zwischenräume zwischen Wissenschaft und Meinung, sollen hier Platz haben. Soll man den Begriff «Hexe» konsequent in Anführungs- und Schlusszeichen setzen? Führt wirklich kein Weg an Foucault vorbei? Was ist das neue Egodokument in einem digitalen Zeitalter? Wir wollen Fragen stellen und eure Meinungen dazu lesen.

Ein Blog, drei Kategorien

Auf jeden Fall werden wir drei Kategorien zur Verfügung stellen, innerhalb derer Historikerinnen* publizieren können: Wissenschaft, Meinung und Erfahrung. In der ersten Kategorie, das versteht sich von selbst, werden geschichtswissenschaftliche Standards eingehalten. Hier unterscheidet sich der Blog nicht wesentlich von anderen geschichtswissenschaftlichen Blogs, die es bereits gibt. In den anderen zwei Kategorie darf man, selbstredend unter Einhaltung von ethischen und moralischen Standards, freier formulieren, wenig Etabliertes reflektieren, einfach einmal schreiben. Polemik, auch das ist klar, hat hier keinen Platz.

Wir freuen uns auf eure Beiträge!

Allen Leser*innen steht die Möglichkeit offen, an Debatten teilzunehmen, Meinungen herauszufordern und Erfahrungen zu ergänzen. Dies kann man unter jedem Blogeintrag in Form eines Kommentars tun. Die Kommentare werden jedoch nicht automatisch erscheinen, sondern von einem Expertinnen*-Team geprüft, freigeschaltet und moderiert.